
Frauen und Mädchen mit Behinderungen lernen in Kursen sich zu wehren. v. l. Gerti Metz (Leiterin SEFRA bis 31.07.2017), Petra Seipel (Trainerin) und Judith Schuler (Beraterin).
Foto: Stefan Gregor (Main-Echo)
17.07.2017
Kursinhalt
Behinderte Mädchen und Frauen sind besonders häufig Opfer sexualisierter Gewalt. Die besondere Gefährdung behinderter Mädchen und Frauen liegt meist in ihrer Lebenssituation begründet. Viele von ihnen leben in fremdbestimmten, reglementierenden Strukturen, die Gewalt begünstigen können: In Sondereinrichtungen, in Abhängigkeiten von anderen Personen wie Erziehern und Erzieherinnen sowie Pflegepersonal.
Oft haben die Mädchen und Frauen keinerlei Intimsphäre. Die Grenzen zwischen Nähe und Distanz sind somit häufig sehr verschwommen. Zudem fehlt vielen behinderten Mädchen und Frauen ein positives Körper- und Selbstwertgefühl, weil sie lernen, den Blick auf ihre „Defizite“ statt auf ihre Fähigkeiten zu richten.
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken ist jedoch Grundvoraussetzung, um Übergriffe zu erkennen und sich dagegen zur Wehr setzen zu können. Eine Möglichkeit, behinderte Mädchen und Frauen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen Handlungsmöglichkeiten gegen Gewalt zu eröffnen, besteht in dem Angebot von Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen.
Da behinderte Mädchen und Frauen aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen jedoch selten alle Übungen durchführen können, die für nichtbehinderte Menschen entwickelt wurden, besteht eine besondere Herausforderung in Selbstverteidigungskursen darin, gemeinsam mit den Teilnehmerinnen Selbstverteidigungstechniken zu entwickeln, die auf ihren individuellen Möglichkeiten aufbauen.
Die Erfahrungen zeigen, dass Mädchen und Frauen mit Behinderung, die an einem Selbstverteidigungs- und Selbstbehauptungskurs teilnehmen, selbstbewusster und durchsetzungsfähiger werden. Sie erkennen viele Alltagssituationen, die sie vorher widerspruchslos hinnahmen, als Formen von Gewalt und lernen, sich dagegen zu wehren.
Im Vordergrund der Kurse steht das Erlernen von Verhaltensweisen zur Selbstbehauptung in Verbindung mit jeweils individuell entwickelten Selbstverteidigungstechniken. Hierzu gehört z. B. den Rollstuhl oder die Gehhilfe als Waffe einzusetzen und vieles mehr.
Den Kursen liegt die Haltung zugrunde, dass jede Frau/jedes Mädchen Expertin für ihr eigenes Leben ist. Es wird der Austausch unter den Teilnehmerinnen gefördert, damit diese stärkende Solidarität erfahren und Gemeinsamkeiten erkennen können.
Selbstbehauptung und Selbstverteidigung beschäftigt sich mit allen Formen von Gewalt gegenüber Mädchen und Frauen mit Behinderung: von verbalen und nonverbalen Übergriffen, bis hin zu körperlichen Angriffen und Vergewaltigung.
Inhalt des Kurses sind die einschränkenden und bedrohlichen Situationen, die behinderte Mädchen und Frauen selbst erleben und ihre individuellen Möglichkeiten zur Gegenwehr. Die Ressourcen, die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Teilnehmerinnen werden dabei in den Mittelpunkt gestellt.
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Artikel im Main-Echo am 17.07.2017:
http://www.main-echo.de/4726787